Granville - eingesperrt bei Niedrigwasser

Dritter Anlauf – und endlich unterwegs

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Im dritten Anlauf haben wir es geschafft, uns von Frankreich zu lösen. Jetzt beginnt eine längere Passage Richtung England. Aber der Reihe nach.

Seit bald 14 Tagen sind Ariane und ich alleine unterwegs – im bisher herausforderndsten Revier meiner Segelkarriere. Zehn Meter Tidenhub mit entsprechenden Strömungen, Häfen, die sich nur rund um Hochwasser kurz öffnen, Untiefen, Felsen, was weiß ich.

Und trotzdem – oder gerade deswegen – fühlt es sich richtig gut an. Die Freiheit, einfach dorthin zu fahren, wo Wind und Strom es nahelegen. Häfen nach Wetterlage auszuwählen. Auch einfach mal zu bleiben, wenn ein Ort uns ruft.

Wir haben wunderschöne Plätze entdeckt:

Sark, eine kleine Kanalinsel mit 500 Einwohnern, ohne Autos, mit prachtvoll gepflegten Gärten – ein Ort wie aus der Zeit gefallen. Wir mussten sie zweimal durchwandern.

St. Malo – in jedem Segelführer ein MUSS – hat uns navigatorisch einiges abverlangt, aber auch mit seiner Schönheit belohnt. Touristisch, ja, aber beeindruckend. Im Hochsommer möchten wir trotzdem nicht in der Nähe sein.

Ansteuerung St. Malo

Granville ist uns eher „passiert“. Laut Hafenführer angeblich schwer befahrbar – aber Wind und Gezeiten passten, also rein. Aus einer geplanten Übernachtung wurden sechs. Stadt, Wetter, Normandie – alles hat uns gehalten. Eine alte Stadt, nicht überlaufen, voller freundlicher Menschen. Woher kommen eigentlich diese Vorurteile gegenüber Franzosen? Wir haben jedenfalls das Gegenteil erlebt.

Die spontane Entscheidung, ein Auto zu mieten, war goldrichtig. Ein Tag Normandie, ein Tag Mont St. Michel – inklusive Filmabenden mit Der längste Tag und Der Name der Rose als cineastische Abrundung.

Granville hat uns so sehr in seinen Bann gezogen, dass wir gleich dreimal Abschied gefeiert haben – jedes Mal mit einem „letzten“ Essen. 🙂

Und das Essen?

Frankreich liefert ab. Schnecken, Krebse, Crevetten, Fischsuppen, Muscheln – frischer geht nicht. Und dann Käse, Milch, Butter – alles ein Traum. Die Apfelverwertung in Form von Cidre und Calvados: ein durchaus trinkbares Nebenprodukt bäuerlicher Kreativität.

Und Boomer?

Boomer ist der Hammer. Unser schwimmendes Zuhause – das sich jedes Mal wie „ankommen“ anfühlt, wenn wir von Ausflügen zurückkehren. Und gleichzeitig ein großartiges Segelboot: solide, wertig, schnell, sicher. Keine Sekunde haben wir den hohen Preis bereut.

Und jetzt?

Heute nutzen wir ein günstiges Windfenster für einen längeren Schlag – zurück nach England. Den Juni wollen wir an der Südküste verbringen. Danach sehen wir weiter:

Französische Atlantikküste?

Oder gleich der große Schritt: Irland – Azoren – Madeira – und im Herbst nach Spanien?

On va voir. Oder, wie die Weisen sagen: Nix is fix.

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